Rheinhessen: Blutspende in Zeiten von Corona
Allgemeine Zeitung 08.06.2020 Blutspenden werden dringend gebraucht. Was gibt es zu beachten? Wolf-Ingo Heers vom DRK Ortsverein in der Verbandsgemeinde Bodenheim berichtet vom Blutspendetermin in Nackenheim. Von Helena Walheim
RHEINHESSEN - Chronisch Kranke, Krebspatienten, Unfallopfer – laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung werden in Deutschland täglich 15 000 Blutkonserven benötigt – doch die sind zurzeit eher knapp. Blutspenden werden also dringend gebraucht.
Zur Anmeldung, Fragebogen ausfüllen und ab auf die Liege. Noch ein Pieks in die Fingerkuppe oder das Ohrläppchen für den Hämoglobinwert. Wenn der stimmt, dann kann normalerweise mit der Blutentnahme begonnen werden.
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BLUTSPENDE
Der nächste Spendetermin in Nackenheim ist am 22. Juli. Weitere Termine in der VG Bodenheim gibt es im Internet unter www.drk-vgbodenheim.de.
Weitere Informationen zu Vorbereitung und Ablauf der Blutspende sowie Ernährungstipps für Spendewillige unter www.blutspendedienst-west.de.
Der DRK-Blutspendedienst West liefert Blutpräparate an Kliniken und Arztpraxen in ganz Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland. Der Hauptsitz ist in Hagen. Dort wird das Blut untersucht und verarbeitet. In Bad Kreuznach gibt es einen eigenen Sitz, der sich DRK-Blutspendedienst Rheinland-Pfalz und Saarland nennt, aber Teil des DRK-Blutspendedienstes West ist.
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In Corona-Zeiten läuft jedoch manches ein wenig anders, weiß auch Wolf-Ingo Heers, Erster Vorsitzender des DRK-Ortsvereins in der Verbandsgemeinde Bodenheim. Mund-Nasen-Schutz ist Pflicht, und auch im Spendelokal gilt: Abstand halten. Vor der Anmeldung wird jetzt bei jedem Spendewilligen die Körpertemperatur gemessen. Wird eine erhöhte Temperatur festgestellt, also mehr als 37,5 Grad, muss die Person das Spendelokal verlassen. Bereits mit dem Coronavirus Infizierte müssen zudem bis vier Wochen nach Ausheilung warten, bevor sie wieder Blut spenden dürfen.
Infektionsrisiko genauso hoch wie beim Einkaufen
Angst, sich bei der Blutspende mit Corona zu infizieren, muss eigentlich niemand haben. „Das Risiko ist genauso hoch wie beim Einkaufen im Geschäft oder im öffentlichen Nahverkehr“, sagt Heers. Beim Blutspendetermin Mitte Mai in Nackenheim waren es sogar 25 Prozent mehr Spender, darunter 16, die zum ersten Mal kamen. Laut dem Vorsitzenden hätten sich manche dazu entschieden, weil sie es gerade jetzt wichtig finden, anderen Menschen zu helfen. „Wir sind stolz und froh über unsere Spendewilligen“, sagt Heers. „Aber insgesamt gesehen sind es einfach viel zu wenig Spenden.“ Es gibt zwar Ersatzpräparate, aber die können echtes Blut nicht ersetzen.
An der grundsätzlichen Spendenbereitschaft liegt es laut dem Vorsitzenden aber nicht. Das eigentliche Problem zurzeit: Viele öffentliche Blutspendetermine zum Beispiel in Schulen und Firmen sind abgesagt worden. Die Blutspendebusse bleiben in den Depots. Zu eng, zu wenig Platz. Sicherheitsabstände können hier unmöglich eingehalten werden. Auch Spendelokale sind für Sammeltermine aus demselben Grund oft zu klein.
Aktuell steigt allerdings auch die Anzahl der Operationen wieder deutlich an, sagt Daniel Beiser, stellvertretender Pressesprecher des DRK-Blutspendedienstes West. „Hierbei geht es in erster Linie um elektive Eingriffe, also Operationen, die bisher nicht zeitkritisch waren. Dies hat eben auch zur Folge, dass der Blutbedarf weiter ansteigen wird.“
Der Vorrat an Blutkonserven reichte Mitte der vorvergangenen Woche bei der Blutgruppe 0 negativ und B negativ nur für 1,5 Tage. Bei den anderen Blutgruppen waren es im Schnitt 2,5 Tage. Zu Anfang der letzten Maiwoche reichte der Vorrat noch für 3,8 Tage. Ideal sind vier bis fünf.
Die Lage verändert sich fast täglich. Menschen mit der Blutgruppe 0 negativ sind besonders dazu aufgerufen, ihr Blut zu spenden. Diese Blutgruppe ist deshalb so wichtig, weil sie fast jedem Patienten gegeben werden kann, erklärt Beiser. Da Blutkonserven nur kurz haltbar sind, sind diese Zahlen allerdings nur bedingt aussagekräftig. „Wir müssen weiterhin verstärkt werben.“
Wie der Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Heers berichtet, wurde in Nackenheim zumindest für das Platzproblem eine Lösung gefunden: Nicht nur in den Räumen des DRK konnte im Mai gespendet werden, sondern auch in der Feuerwache. Hier wurden weitere Liegen aufgebaut, sodass Abstands- und Hygieneregeln ohne Probleme eingehalten werden konnten.